Inhaltlich werden diverse methodische Ansätze genutzt – viele besondere Klient:innen benötigen viele innovative Ideen und individuelle Antwortmöglichkeiten. Hierbei erweitern wir stets unsere Kompetenzen und nutzen aktuelle Erkenntnisse. Bei der Betreuung wird nicht gefragt, ob eine Betreuung stattfinden kann, sondern unter welchen spezifischen Voraussetzungen die Maßnahme durchgeführt werden kann.
Die jungen Menschen werden durch die besonderen Schwerpunkte unserer Arbeit in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert. Zu diesen Schwerpunkten zählen unter anderem die Erkenntnisse der Bindungstheorie und der Positiven Psychologie sowie Traumapädagogik, Ressourcenorientierung und Partizipation:
In allen Häusern kommt dem stabilen Bindungsaufbau der BetreuerInnen zu den jungen Menschen eine zentrale Rolle zu. Aus diesem Grund arbeitet die Einrichtung mit dem Bezugserziehersystem.
Viele der jungen Menschen, die wir betreuen, konnten in ihrer bisherigen Biografie kaum stabile Bindungserfahrungen sammeln. Somit ist es wichtig, immer wieder sichere Bindungsangebote (Brisch u. a.) zu machen und die Beziehung zum/zur Bezugserzieher:in als exemplarischen Lernort für neue, vor allem verlässliche Bindungserfahrungen zu nutzen. Hierbei ist es uns wichtig, neue Interaktionsmuster zu gestalten, die den jungen Menschen in seiner Entwicklung fördern.
Zur Bezugsarbeit gehört nicht nur der gezielte Bindungsaufbau, sondern ebenfalls die Sicherstellung von organisatorischen Belangen. Des Weiteren übernimmt das Bezugsbetreuerteam vorrangig die Zusammenarbeit mit dem Herkunftssystem und die Kooperation mit Kindergarten, Schule und Arbeitsstätte sowie Therapieanbindungen.
Das sogenannte Bezugsbetreuerteam fungiert an Stelle der Eltern. Diese Mitarbeiter:innen sind mit den Belangen des jungen Menschen soweit vertraut, wie es die Kindeseltern wären.
Die Positive Psychologie bildet den Rahmen für die Methoden und Interventionen, die im pädagogischen Alltag angewendet werden. Dies geschieht durch gezielte, sehr alltagsnahe Interventionen wie beispielsweise das Führen eines „Sonnentagebuches“ oder durch einen kurzen Tagesrückblick am Abend. Positive Erfahrungen und Momente sollen bewusst genossen werden, um hierdurch den Fokus der Kinder und Jugendlichen zum Positiven hin zu verändern.
Weitere Interventionen unterstützen bspw. das bewusste Wahrnehmen von Charakterstärken, die dann wiederum aktiv angewandt werden, was Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitserwartung fördert.
Positive Psychologie ist ein neuer Forschungs-Schwerpunkt der akademischen Psychologie. Sie löst sich von den bislang eher defizitorientierten Strömungen der Psychologie bzw. Psychotherapie und wendet sich stattdessen der Erforschung dessen zu, was den Menschen stärkt und zum „Aufblühen“ bringt.
Sie bietet wissenschaftlich fundierte Methoden zur Förderung von Resilienz, Lebenszufriedenheit und dem Einsatz persönlicher Stärken. Ihr Ziel ist es, Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Sie gründet gemäß dem PERMA-Modell auf folgende Säulen:
Die pädagogischen Mitarbeiter:innen verfügen über traumaspezifische Kenntnisse wie die traumatische Zange und Traumafolgen. Die Traumapädagogik bezieht sich auf den Teil der in der Traumatherapie als Stabilisierungsphase bezeichnet wird.
Die Mitarbeiter:innen kennen verschiedene traumapädagogische Ansätze. So finden bei Bedarf gezielt entsprechende Interventionen statt. Dies können Imaginationsübungen wie ein „Innerer Garten“, ein „Innerer Ort der Geborgenheit“, „Innerer Tresor“, „Inneres Ressourcenteam“ o. ä. sein. Das Anlegen einer Triggerliste, das Zusammenstellen eines individuellen Notfallkoffers oder einer Notfallliste ergänzen die traumapädagogischen Interventionen.
Der/Die Bezugsmitarbeiter:in gestaltet mit dem jungen Menschen einen Behälter z. B. Koffer, Box oder Karton. In diesem Behälter wird alles bereitgestellt, was im Krisenfall, bei depressiver Stimmung, einer aufregenden Situation oder bei einer Impulsdurchlässigkeit hilfreich sein kann und entsprechend von dem Ereignis ablenkt.
Teil eines Notfallkoffers oder einer Notfallliste können z. B. Fotos von geliebten Menschen, Telefonnummern von Freunden, Duftöle, Badeschaum, Kuscheltiere, Gummibänder und Ähnliches sein.
Im Falle eines Flashbacks oder einer Dissoziation greifen die Mitarbeiter:innen auf unterschiedliche Interventionen zum Flashback- und Dissoziationsstop zurück, z. B. aktiver Blickkontakt, Aufforderungen zum bewussten und tiefen Atmen, Irritations- und Ablenkungstechnik, 10-Finger-Druck-Technik, rückwärts zählen lassen usw. Im Rahmen der Stabilisierung schaffen die Mitarbeiter:innen gemeinsam mit den jungen Menschen eine äußere Sicherheit mit entsprechenden Rückzugszonen. Die Räumlichkeiten werden zusammen möglichst frei von Triggern gestaltet und ressourcenorientiert angelegt. Hierbei werden die jungen Menschen gezielt in die Gestaltung einbezogen. Teil des Wochenrhythmus sind Achtsamkeitsübungen oder Entspannungsmethoden wie beispielsweise Qi Gong oder Yoga.
Die jungen Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe haben ihr Augenmerk aufgrund ihrer Vergangenheit häufig auf Probleme und Defizite gelenkt, sodass es wichtig ist, ihre Ressourcen wieder in den Vordergrund zu stellen. Im Rahmen der Ressourcenorientierung soll es daher darum gehen, die Ressourcen der Kinder herauszuarbeiten oder neue Ressourcen zu finden. Diese können für das Finden von eigenen Lösungen oder zur Bewältigung alltäglicher und besonderer Anforderungen eingesetzt werden.
Mit den jungen Menschen wird mit unterschiedlichen Hilfsmitteln daran gearbeitet, dass der Blick auf die eigenen Ressourcen gelegt wird. Dazu dient bspw. eine „Schatzkiste“, die mit Erfolgserlebnissen oder mit besonderen Fähigkeiten in bestimmten Situationen gefüllt wird.
Darüber hinaus darf jeder junge Mensch sich ein Ressourcenportfolio im Gebäude der Wohngruppe, vorzugsweise im eigenen Zimmer, gestalten. Gesellschaftlich bekannt ist das Ressourcenportfolio meist als Fotocollage mit Bildern von schönen Ereignissen, geliebten Personen oder Tieren, besonderen Orten und Ähnlichem.
Des Weiteren wird anhand einer sogenannten Ressourcenkarte mit den jungen Menschen in regelmäßigen Abständen erarbeitet, auf welche Ressourcen sie in ihrer aktuellen Lebenssituation zurückgreifen können. Die Ressourcenkarte wird kontinuierlich erweitert und wächst mit den jungen Menschen und ihrer Entwicklung.
Die Beteiligung der jungen Menschen wird entsprechend ihres Entwicklungsstandes in die Praxis umgesetzt. Möglichkeiten der Partizipation fördern neben der aktiven Beteiligung auch wieder das Selbstwirksamkeitserleben. Partizipation findet innerhalb der notwendigen Rahmung einer Wohngruppe in folgenden Punkten statt: